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Frauen_Wohnen: Vom Modellprojekt zur wirksamen Unterstützungsstruktur

Vor Gewalt fliehen und in einem Frauenhaus Schutz vor dem Täter suchen müssen, ist dramatische Lebensrealität vieler Frauen und Kinder. Nach Wegfall des akuten Schutzbedarfes gestaltet sich der Auszug aus dem Frauenhaus in die eigene Wohnung jedoch häufig schwierig, denn der Wohnungsmarkt ist in vielen Teilen Schleswig-Holsteins mittlerweile deutlich angespannter als noch zu Beginn der Modellprojektphase 2018. Ohne Unterstützung eine eigene Wohnung zu finden, stellt für manche Frauen ein beinahe unüberwindbares Hindernis dar, da viele Menschen um das knappe Gut konkurrieren und gleichzeitig in etlichen Regionen ein gravierender Mangel an bezahlbarem Wohnraum herrscht. Infolgedessen kann sich ein Aufenthalt im Frauenhaus deutlich verlängern, als es aus Schutzgründen notwendig wäre. Frauen_Wohnen setzt genau hier an: In landesweit sechs regionalen Servicestellen werden von Gewalt betroffene Frauen aus Frauenfacheinrichtungen unbürokratisch bei der Suche nach geeignetem Wohnraum unterstützt, beim Auszug begleitet und die Kolleginnen der regionalen Servicestellen bleiben auch nach dem Einzug ansprechbar für Vermietende und Frauen in Fragen rund um das Thema Wohnen.

„Frauen und ihre Kinder nach einem Aufenthalt im Frauenhaus in sicheren Wohnraum zu bringen, ist ein wichtiger Schritt, um sie effektiv vor Gewalt zu schützen. Als Sozialministerium fördern wir daher das Projekt Frauen_Wohnen, das eine wichtige Säule im Hilfe- und Unterstützungssystem für gewaltbetroffene Frauen ist. Während der gesamten Projektlaufzeit haben bisher 1404 Personen, davon 622 Frauen und 782 Kinder, ein eigenes Zuhause gefunden und waren so in der Lage, aus dem jeweiligen Frauenhaus auszuziehen oder einen Frauenhausaufenthalt zu vermeiden“, so Gleichstellungsministerin Aminata Touré. „Der Zustand, dass der Zugang zum Wohnungsmarkt für Teile der Gesellschaft, dazu zählen eben auch Frauen aus Frauenhäusern, deutlich erschwert ist, wollen wir nicht hinnehmen. Deshalb lade ich gemeinsam mit Innenministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack am 27. November zu einer Veranstaltung zum Thema Wohnen ein. Bei dem Austausch geht es gezielt darum, weitere Kooperationsformen beispielsweise mit Privatvermieterinnen und Privatvermietern zu entwickeln.“

„Frauen_Wohnen ist vor dem Hintergrund der aktuellen Wohnungsmarktlage wichtiger denn je, denn es schafft unbürokratisch Zugangswege zu bezahlbarem Wohnraum. Wir sind dankbar, dass das Sozialministerium bei der Umsetzung des Projekts durch Förderung sowie die vertrauensvolle Zusammenarbeit dabei eng an unserer Seite steht. Neben der professionellen Beratung vor Ort durch die regionalen Servicestellen sind unsere namhaften Kooperationspartner aus der Wohnungswirtschaft die zweite wichtige Säule im Projekt und tragen mit ihrem Engagement zum Erfolg bei. Die Wirksamkeit von Frauen_Wohnen wird anhand der Vermittlungszahlen deutlich, die insbesondere in der momentanen Situation als großer Erfolg zu werten sind.“ so Michael Saitner, Vorstand des PARITÄTISCHEN SH.


Gewaltbetroffenheit ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Das Projekt hofft daher auch künftig auf Wohnungsgeber*innen, die tatkräftig von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder bei einem selbstbestimmten und gewaltfreien Neuanfang unterstützen. Eine eigene Wohnung ist dafür unverzichtbar.