PARITÄTISCHER SH: Die eigene Wohnung als Rückzugsort – für viele Frauen nicht selbstverständlich
Zum Internationalen Frauentag macht der PARITÄTISCHE Schleswig-Holstein auf die schwierige Situation von Frauen auf dem Wohnungsmarkt aufmerksam
Die eigene Wohnung dient als privater Rückzugsort im anstrengenden Alltag und kann nach eigenen Vorstellungen liebevoll gestaltet werden; sie ist Lebensmittelpunkt, Menschenrecht und Gut der Daseinsvorsorge – heiß begehrt, doch schwer zu finden, insbesondere für Personen mit geringem Einkommen. Menschen in Mini- oder Teilzeitjobs sind oft weiblich und tragen eine weitaus höhere Mietbelastung als solche mit höherem Einkommen, zudem sind Frauen stärker von Altersarmut betroffen als Männer. Dies verschärft die soziale Ungleichheit in der Gesellschaft. In Ballungszentren lebt beinahe die Hälfte der Bevölkerung allein, doch das Wohnungsangebot deckt nicht einmal einen Bruchteil des aktuellen Bedarfes.
Für viele Frauen ist die eigene Wohnung zudem alles andere als ein sicherer Rückzugsort, da der überwiegende Teil der Gewalt gegen Frauen im häuslichen Umfeld und sozialen Nahraum geschieht. Für Frauen, die in einem Frauenhaus Schutz vor Gewalt finden, ist die anschließende Wohnraumsuche häufig ein nicht zu bewältigender Kraftakt: Der strukturelle Wohnraummangel verhindert an vielen Stellen, dass Frauen ausziehen können, länger im Frauenhaus verweilen müssen und dort dringend benötigte Schutzplätze belegen.
Das landesgeförderte Projekt Frauen_Wohnen im PARITÄTISCHEN SH unterstützt gewaltbetroffene Frauen bei der Wohnraumsuche, hat erfolgreich ein landesweites Netzwerk mit der Wohnungswirtschaft aufgebaut und ist mittlerweile ein wichtiger Mosaikstein in der Wohnraumversorgung. Doch es braucht mehr: Neben sozialem Wohnungsbau werden innovative Konzepte gegen die Wohnungsnot benötigt, kreative Ansätze wie die Umnutzung von Beständen und Innenstädten, eine inklusive Quartiersentwicklung sowie ein starker Pakt Wohnen mit Vertreter*innen aus Politik, Verwaltung, Wohnungswirtschaft, Expert*innen in eigener Sache und Wohlfahrtsverbänden, um diese Aufgabe gemeinsam tatkräftig anzugehen.
Kerstin Olschowsky, Mitglied der Geschäftsführung des PARITÄTISCHEN SH: „Die eigenen vier Wände als sicherer Rückzugsort sind die Voraussetzung für ein gewaltfreies Leben, finanzierbare Mieten ein Bestandteil von Teilhabe – die Politik ist dringend gefordert, innovative Wohnraumkonzepte für unterschiedliche Bedarfe zu entwickeln, dabei die sozial-ökologische Dimension einzubeziehen sowie das Thema Wohnen ressortübergreifend zu denken und umzusetzen. Projekte wie Frauen_Wohnen können hier als Blaupause dienen.“