• Veröffentlicht am

PARITÄTISCHER SH appelliert an Daniel Günther: „Endlich die Perspektive von Kindern und Jugendlichen in den Blick nehmen!“

Anlässlich des morgigen Bund-Länder-Treffens appelliert der PARITÄTISCHE Schleswig-Holstein an Ministerpräsident Daniel Günther, die Perspektive von Kindern und Jugendlichen mehr in den Fokus zu rücken. Es fehlen jegliche Ansätze, wie die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen vor dem Hintergrund der Pandemie nachhaltig gestärkt und erhalten werden kann und wie weitere Teilhabe- und Entwicklungsmöglichkeiten sicherzustellen sind

Bereits im Vorfeld des Treffens von Kanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsident*innen sickern Meldungen durch, dass der momentane Lockdown weiter verschärft werden soll, gar von einem „Mega-Lockdown“ ist die Rede. Völlig außer Acht gelassen wird dabei nach wie vor die Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen, die sich vor fast einem Jahr drastisch verändert und für viele dramatisch verschlechtert hat.

„Langfristige Auswirkungen der Kontaktbeschränkungen auf die psychische Gesundheit, Mehrbelastung der Eltern, Gewaltproblematiken und beengte Wohnverhältnisse – dies alles lässt sich zahlenmäßig nicht so gut beziffern wie Infektionszahlen und Inzidenzwerte. Vielleicht fallen diese Themen bei den Bund-Länder-Treffen deshalb jedes Mal aufs Neue unter den Tisch. Fakt ist jedoch, dass sich die drastischen Veränderungen der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen nicht auf Knopfdruck wiederherstellen lassen werden, wenn die Corona-Pandemie vorüber ist. Wir werden dann nicht einfach den Status Quo von März 2020 haben – und momentan fehlen jegliche Ansätze, wie die psychische Gesundheit von Kindern vor dem Hintergrund der epidemiologischen Lage nachhaltig gestärkt werden kann.“ sagt Michael Saitner, geschäftsführender Vorstand des PARITÄTISCHEN Schleswig-Holstein.

Nach zehn Monaten Pandemie müssen nun endlich die Perspektiven von Kindern und Jugendlichen in den Fokus rücken. Schulen sind keine Institutionen, in denen ausschließlich Wissenstransfer stattfindet, Kindertagesstätten sind mehr als „Abgabeorte“. Schulen und Kindertagesstätten sind vor allem Sozialräume, die für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen von großer Bedeutung sind. Diesem Anspruch begegnet man nach wie vor mit unoriginellen Maßnahmen wie regelmäßigem Lüften und letztendlich Vollschließungen.

Die öffentlichen Diskussionen drehen sich allein um Leistung, Schulabschlüsse, Zeugniskonferenzen oder freiwilliges Wiederholen des Schuljahres für schwächere Schüler*innen. Dabei fehlt gänzlich eine Haltung, die geprägt ist von dem Willen, alle Schüler*innen mitzunehmen und ihnen Entwicklungsoptionen zu geben. Es muss mehr Antworten geben als ein Jahr freiwillig wiederholen zu können. Wenn hier keine grundlegende Änderung der Haltung eintritt, werden zahlreiche Kinder und Jugendliche abgehängt. Chancenungleichheit wird durch diese Vorgehensweise in einem nie dagewesenen Maße verschärft.

„Entweder 0 oder 100, dazwischen scheint es in der Vorstellungskraft der Politiker*innen nichts zu geben.“ so Michael Saitner weiter. „Nach zehn Monaten Pandemie erwarten wir als PARITÄTISCHER innovative und vielleicht auch mal ungewöhnliche Lösungen und Konzepte für die Bildungseinrichtungen. Wir fordern von der Politik pragmatische Denkanstöße, in die Wohlfahrts- und Sozialverbände als Ansprechpartner für die Erarbeitung von sozialgemäßen Lösungsansätzen enger eingebunden werden.
Und wir erwarten, dass für Kinder endlich einmal Geld in die Hand genommen wird und sich nicht allein auf die Wirtschaft und die Leistungen, die jede*r Einzelne für die Gesellschaft erbringen soll, konzentriert wird. Ein Anfang wären schon mal standartmäßige Luftfilter in den Einrichtungen und regelmäßige Testungen und Impfungen für pädagogisches Personal. Was im Profifußball möglich ist – Zusammengehörigkeitsgefühl, gemeinsame Erfolge, Umarmungen – , sollte nach all den Monaten und ohne Aussicht auf Verbesserung jetzt endlich auch für Kinder und Jugendliche ermöglicht werden.“

Hintergrund:

Die COPSY-Studie zeigt, dass die Herausforderungen der Pandemie Lebensqualität und psychisches Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen verringern sowie das Risiko für psychische Auffälligkeiten erhöhen.

Kontakt

Bild von Julia Bousboa
Julia Bousboa Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Anschrift:
Der PARITÄTISCHE Schleswig-Holstein
Zum Brook 4
24143 Kiel